Romance Scam und Sextortion
Geschrieben von patrick am 28.02.2019
Wenn etwas zu gut ist, um wahr zu sein, ist es das auch nicht.
Dieser Blog betrifft nicht nur Kinder, sondern auch Erwachsene. Denn auch sie sind so mancher Masche ausgesetzt und fallen nur allzu oft darauf rein. 2016 wurden einer Sonderabteilung das FBI in den USA etwa 15.000 Fälle von Romance Scam gemeldet. Bei den Opfern handelt es sich laut dem FBI meist um alleinstehende Frauen über 40 Jahre. Die Täter begeben sind auf Dating-Portale oder Social Media Plattformen und suchen nach Profilen von Frauen, die sich als Opfer eigenen. Es folgt die Kontaktanbahnung. Die nächsten Wochen und Monate entwickelt sich zwischen Täter und Opfer eine romantische Beziehung - alles online. Es werden Pläne geschmiedet, sich im echten Leben zu treffen, doch dazu kommt es nicht. Ein angeblicher Todesfall in der Familie kommt dazwischen, die Tickets für den Flug oder Zug sind zu teuer oder es werden teure Medikamente für die Behandlung der schwer kranken Mutter benötigt. Das verliebte Opfer zahlt. Und das kann unter Umständen teuer werden. So auch in einem Fall aus Neustadt geschehen. Der 32-Jährige Benjamin W. ergaunerte von mehreren Personen, die er auf einschlägigen Dating-Portalen kennengelernt hatte, über 62.000 Euro. Seine Opfer waren allerdings nicht nur Frauen. Auch Männer sind vor Love Scams nicht gefeit.
Sextortion - Der plumpere Bruder des Romance Scam
Den meisten Männern, die auf Facebook unterwegs sind, dürfte die folgende Situation bekannt sein: Man erhält eine Freundschaftsanfrage einer Frau. Aber nicht irgendeiner Frau, sondern der Traumfrau. Wer kann das schon ablehnen? Also wird die Anfrage angenommen und auch gleich munter drauf los geplaudert. Dass der Betroffene sich gerade auf dem besten Weg befindet, Opfer einer Betrugsmasche zu werden, ist ihm häufig nicht bewusst. Das Gespräch hat schon begonnen und nimmt rasch Fahrt auf und geht in einen Flirt über. Klingt für einige wie ein 6er im Lotto und zu gut, um wahr zu sein. Auf den Flirt folgen Aufforderungen zum Sexting. Die neue Internetbekanntschaft teilt bereitwillig intime Fotos und Videos und fordert ihr Opfer auf, das Gleiche zu tun. Sobald das geschehen ist, schnappt die Falle zu. Der Chat-Partner fordert, plötzlich gar nicht mehr so nett, eine hohe Summe vom Opfer unter der Androhung, das intime Bildmaterial zu veröffentlichen, wenn nicht gezahlt würde. So ist es 2016 auch dem Züricher Werbetexter Arne Völker gegangen. Eine unbekannte Schönheit flirtete mit ihm über Facebook und fordert ihn auf, ihr per Webcam sein Geschlecht zu zeigen. Gesagt, getan. Kurz darauf begann der Alptraum, denn die Flirtpartnerin lädt das Video bei Youtube hoch und drohte, den Link an Freunde und Familie von Herrn Völker zu schicken, sollte er nicht einige hundert Franken auf ein Konto überweisen. Die erste Zahlung wies der 48-Jährige noch an, doch dann erkannte er, dass er der Erpressung nie entgehen könnte und suchte den einzigen Weg: Er machte die Story öffentlich und nahm den Erpressern den Wind aus den Segeln. Wir sehen im Romance Scam und Sextortion bei Erwachsenen viele Parallelen zum Cyber-Grooming bei Kindern. Auch hier versuchen die Täter sich unter dem Vorspielen falscher Tatsachen an ihre Opfer ranzumachen. Das muss nicht immer ein Fake-Profil sein. Auch das Vorgaukeln von Freundschaft oder Seelenverwandtschaft ist eine beliebte Methode, um das Vertrauen von Kindern zu gewinnen. Wenn es dann zu spät ist, sehen sich Kinder in einer ausweglosen Situation wieder, weil sie aus Scham keine Hilfe suchen. Unser Tipp lautet daher: Sprecht mit euren Kindern frühzeitig über das Thema und schärft ihnen ein, dass sie sich immer an ihre Eltern wenden können. Niemand kann etwas dafür, Opfer von Romance Scam, Sextortion oder Cyber-Grooming zu werden. Kinder am allerwenigsten.